Mit Aufpreis für den Knick: Samsung Galaxy Z Flip 3 im Test (2024)

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Ist das Falt-Smartphone bereit für den Massenmarkt?

21.9.2021 von Andreas Seeger

Mit der dritten Generation seines Falt-Smartphones Galaxy Flip will Samsung raus aus der Nische und den Mainstream erobern. Aber bringt der neue Formfaktor überhaupt einen Mehrwert? Der Test von connect gibt die Antwort.

ca. 5:40 Min

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Testbericht

Mit Aufpreis für den Knick: Samsung Galaxy Z Flip 3 im Test (1)

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© connect

Pro
  • kompakte und einzigartige Bauform mit vielen Farboptionen
  • Haptik und Verarbeitung auf dem Niveau eines klassischen Top-Smartphones
  • wasserfest nach IPX8
  • mit 1 Jahr Versicherungsschutz
  • großes 6,7-Zoll-OLED mit 120 Hertz
  • Power-Prozessor und umfassende Connectivity
  • System mit für den Formfaktor angepassten Extras und Update-Garantie über drei Jahre

Contra
  • kein Netzteil im Lieferumfang
  • empfindliche Display-Oberfläche mit sichtbarer Falz
  • relativ kurze Akkulaufzeit

Fazit

Ein klassisches Highend-Smartphone für 1.000 Euro bietet mehr, mindestens ein Dreifach-Kamerasystem mit Telebrennweite und einen stärkeren Akku. Dafür fehlt der extravagante Formfaktor mit dem Zweitdisplay – die Frage wird also lauten, ob der Kunde bereit ist, diesen mit einem Aufpreis zu honorieren. Wir sind gespannt.


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Der Hype um das Falt-Smartphone ist mittlerweile abgeflaut. Vorbei die Zeiten, als ein Huawei Mate X auf dem Mobile World Congress 2019 im Blitzlichtgewitter abfotografiert wurde wie ein Superstar. Heute ist es nicht nur still geworden um Huawei; auch von den Foldables, die damals als das nächste große Ding gehandelt wurden, redet heute keiner mehr. Der einzige Hersteller, der das Konzept noch ernsthaft verfolgt, ist Samsung. Der Weltmarktführer hat mit dem Galaxy Flip und mit dem Galaxy Fold zwei Produktlinien aufgebaut, die nun schon in die dritte Generation gehen. Damit verbunden ist ein Technologie- und Wissensvorsprung, der nun endlich auch in Marktanteile umgemünzt werden soll. Samsung möchte mit dem Flip 3 und dem Fold 3 den Massenmarkt erobern. Beim klotzigen Fold stehen die Chance dafür eher schlecht, das Flip 3 ist klar der aussichtsreichere Kandidat.

Der smarte Falter ist zusammengeklappt nur halb so groß wie ein normales Smartphone – dann mit 17 Millimetern aber auch doppelt so dick. Trotzdem: Es hat was, wenn man das Smartphone aus der Tasche zieht und aufklappt. Das gelingt allerdings nicht mit einer Hand. Das Scharnier ist dafür zu schwergängig, was den Vorteil hat, dass hier eine hohe Stabilität und Langlebigkeit vermittelt wird. Mit gehärtetem Aluminium und Gorilla Glas Victus verwendet Samsung für das Gehäuse nur feinste Zutaten – Haptik und Verarbeitung sind für ein Foldable herausragend gut. Fold 3 und Flip 3 sind die ersten ihrer Klasse, die eine IPX8-Zertifizierung haben und damit auch einen Regenschauer und einen Untertaucher (klares Süßwasser!) vertragen.

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© Hersteller

Wenn doch etwas kaputt geht, kommt Samsung seinen Kunden weit entgegen: Käufer eines Flip 3 erhalten ein Jahr lang den Versicherungsschutz Samsung Care+, der versehentlich entstandene Schäden abdeckt, darunter den Austausch des Bildschirms, Wasserschäden und den Austausch der Rückabdeckung. Ein guter Deal, trotz einer Selbstbeteiligung in Höhe von 108 Euro,

Es gibt noch keinen vollwertigen Ersatz für Glas

Diese feinen Details können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit dem neuen Formfaktor weiterhin Nachteile verbunden sind. Da ist die Scharnierkonstruktion mit beweglichen Teilen, die das Foldable verschleißanfälliger machen. Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass ein zertifizierter Schutz gegen Staub fehlt (üblich ist IP68 statt wie bei Samsung IPX8). Verantwortlich dafür ist die halbdurchlässige Bauweise des Scharniers: Durch das Scharnier kann Wasser eindringen, es kommt aber nicht bis zur empfindlichen Elektronik. Das genormte Verfahren zur Ermittlung der Staubschutzklasse verträgt sich nicht mit dieser halbdurchlässigen Bauweise der neuen Foldable-Generation. Das bedeutet auch, dass Staub und feiner Sand hinter das Scharnier gelangen können - am Strand ist also besondere Vorsicht geboten.

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Ein weiterer Schwachpunkt ist das biegsame OLED. Nach wie vor markiert eine Falz die Knickstelle. Man sieht sie zwar nicht, wenn man bei aktiviertem Display direkt draufschaut, ausgeschaltet oder bei schräger Draufsicht wird sie jedoch deutlich sichtbar (wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei den Vorgängergenerationen). Diese Welle im Display ist auch spürbar, wenn man den Touchscreen benutzt. Der wird zwar von einer hauchdünnen Glasschicht geschützt (dem von Schott entwickelten „Ultra Thin Glas“), diese ist aber bei weitem nicht so druckstabil und kratzfest wie das Displayglas bei einem klassischen Smartphone.

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Nicht ganz das Nonplusultra

Auch bei der technischen Ausstattung muss man Abstriche machen, vor allem bei der Kamera. Samsung baut mit Ultraweitwinkel und Weitwinkel nur zwei Brennweiten ein, die mit 12 Megapixel relativ niedrig auflösen. Man muss es ganz klar sagen: 12 Megapixel reichen heute nicht mehr für eine absolute Topplatzierung. Immerhin zählt das Flip in der 12-Megapixel-Liga zu den besseren Modellen. In unserem Test punktet es mit guten Ergebnissen beim Weitwinkel, der digitale Zweifachzoom verdient dagegen keine Empfehlung. Zu unserer Überraschung schwächelte auch das Ultraweitwinkelmodul – vermutlich ist es nicht sauber justiert. Ein Problem, dass uns bei Samsung leider häufiger begegnet. Wir hatten zwei Flip-Geräte im Labor, die vergleichbar abschnitten.

Deutlich wird: Wer Wert auf exzellente Fotos legt, wird hier nicht glücklich. Denn auf dem Preisniveau des Flip 3 bekommt man mindestens 3 Brennweiten und 50 Megapixel, wenn man zu einem klassischen Smartphone greift.

In dieser Preisklasse liegt bei der Konkurrenz auch gerne mal ein 60-Watt-Stecker im Karton, während Samsung seine Modelle ohne Netzteile verkauft.

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Exzellente Displays

Entschädigt wird man dafür mit einer gelungenen Darstellung und relativ vollem Stereosound: Das kompakte Flip 3 entfaltet mit 6,7 Zoll ein überraschend großes XXL-Display, das nur noch von wenigen Smartphones übertroffen wird. Die hohe Bildwiederholrate von 120 Hertz sorgt für eine butterweiche Darstellung.

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Beim Flip hat Samsung zudem das Außendisplay um den Faktor 4 vergrößert, auf dem OLED-Touchscreen kann man nun ganze Nachrichten lesen, Termine und Wetterinfos einblenden. Natürlich gibt es eine Always-on-Funktion, die umfassend angepasst werden kann (Screenshot rechts). Es gibt aber Raum für Verbesserungen: Fotos über das Außendisplay werden nur im quadratischen 1:1-Format geknipst, das Kalender-Widget funktioniert nur in Verbindung mit dem Samsung-Kalender. Das sind allerdings typische Startprobleme, die sich schnell per Update aus der Welt schaffen lassen. Samsung garantiert für das Flip 3 genauso wie für alle anderen Highend-Modelle 3 neue Android-Versionen (sowie regelmäßige Security Patches) und gehört damit zu den Android-Herstellern mit dem besten Software-Support.

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Der Aufpreis für den Knick

Beim Prozessor setzt Samsung auf das stärkste Pferd im Qualcomm-Stall, den Snapdragon 888, der eine starke Performance und eine umfassende Connectivity von 5G bis NFC bereitstellt. Das größere Fold 3 gibt sich allerdings verbindungsfreudiger als das Flip 3 und unterstützt neben dem neuen Nahfunkstandard Ultra Wide Band (UWB) auch WiFi 6E. Unser neues WLAN-Testverfahren zeigt, dass sich das ­direkt in höheren Daten­raten niederschlägt.

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Samsung-typisch beherrscht das Flip 3 den Qi-Standard in beide Richtungen: Es kann kabellos geladen werden (maximal 15 Watt) und es gibt seine Energie kabellos an Peripheriegeräte wie Kopfhörer weiter (maximal 4,5 Watt). Dass ein Netzteil fehlt, haben wir bereits erwähnt. Bei der Laufzeitmessung fällt dem Flip die knapp kalkulierte Kapazität (von nur 3.300 mAh) auf die Füße: Mit 8:07 Stunden im genormten connect-Testverfahren kommt man zwar noch gut durch den Tag, bei intensiver Nutzung könnte es zum Abend hin aber knapp werden. Der Vergleich zeigt: Im High-End-Segment bildet das Flip 3 das Schlusslicht, 10 Stunden sind hier guter Durchschnitt, man denke nur an das OnePlus 9 Pro (9:58 Stunden) oder das Oppo Find X3 Pro (10:09 Stunden).

Beim Telefonieren könnte die maximale Lautstärke etwas höher ausfallen, ansonsten bewegt sich die Akustik mit Geräuschunterdrückung und Sprachqualität aber gut. Das gilt auch für die Funkeigenschaften in den von uns gemessenen Netzen LTE und GSM.

Insgesamt bietet Samsung zu wenig, wenn man klassische Smartphone-Maßstäbe anlegt, vor allem bei Kamera und Akku. Im Gegenzug gibt es einen extravaganten Formfaktor mit dem Zweitdisplay. Die Frage wird also lauten, ob der Kunde bereit ist, diesen mit einem Aufpreis zu honorieren. Wir sind gespannt.

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© WEKA Media Publishing GmbH

Samsung Galaxy Z Flip 3 technische Daten

  • Preis und Speicher: 1.049 Euro mit 8/256 GB / 1.099 Euro mit 8/512 GB
  • Farben: Cream, Green, Lavender, Phantom Black, Gray (nur online), White (nur online), Pink (nur online) – alle glänzend bis auf schwarz
  • Größe und Gewicht: 166 x 72 x 7 Millimeter und 183 Gramm (geschlossen: 86 x 72 x 17 Millimeter)
  • SoC: Qualcomm Snapdragon 888 mit 2,84 GHz
  • Hauptdisplay: OLED mit 6,67 Zoll und 2.640 x 1.080 Pixel, Bildwiederholrate 120 Hertz
  • Außendisplay: OLED mit 1,9 Zoll und 260 x 512 Pixel
  • Hauptkamera: Ultraweitwinkel (F2.2) mit 12 Megapixel und Weitwinkel (F1.8) mit 12 Megapixel
  • Frontkamera mit 10 Megapixel (F2.4)
  • Konnektivität: 5G, 4G, 3G, 2G, WiFi 6, Bluetooth 5.2, NFC, USB-C
  • Dual-SIM (1x Nano SIM + 1 x eSIM )
  • Akku mit 3.300 mAh, Wireless Reverse Charging unterstützt
  • System Android 11 mit One UI 3.1.1
  • Besonderheiten: Kein Netzteil im Lieferumfang, wasserfest nach IPX8, Fingerabdrucksensor im Rahmen integriert, Stereolautsprecher

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